Digitalisierung im Privatbereich: Welche Vor- und Nachteile gibt es?
In den letzten Jahren hat die Digitalisierung einen rasanten Siegeszug durch unser Leben vollzogen. Dank neuer Technologien, besserer Soft- und Hardware sowie schnelleren Internetverbindungen sind wir auf wesentlich weniger manuelle Prozesse angewiesen als vor der Digitalisierung.
Dank der digitalen Transformation greifen wir auf digitale Tools, Apps und Online-Systeme zurück, die uns den Alltag erleichtern:
- Wir shoppen von überall aus online – zu jeder Tages- und Nachtzeit – und haben die Bestellung ein bis zwei Tage später zu Hause.
- Unser Bahn- oder Flugticket lösen wir auf dem Smartphone und gehen nicht mehr zum Bahnschalter oder Reisebüro.
- Auch brauchen wir kein Kleingeld mehr zum Parkieren, da wir die Parkgebühren über eine App entrichten.
Dies sind nur ein paar Beispiele, wie die Digitalisierung unseren privaten Alltag bereits erleichtert und uns Vorteile gebracht hat.
Aber was bedeutet die Digitalisierung ausserdem für unseren Alltag? Wie verändert sie unsere tägliche Routine? Und welchen Einfluss hat sie auf unsere Beziehungen zu anderen Menschen?
In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen nach und schauen uns an, welche Vor- und Nachteile die Digitalisierung im privaten Bereich mit sich bringt.
Wo die Digitalisierung bereits angekommen ist und welche Vorteile sie gebracht hat
Unser Alltag heutzutage ist digitaler als je zuvor. Was vor noch gar nicht allzu langer Zeit unmöglich erschien, ist nun weitverbreitet: Sei es der Kauf von Lebensmitteln über das Smartphone oder die Kommunikation mit Familie und Freunden über Instant Messaging Apps wie WhatsApp, Signal oder Facebook Messenger. Es scheint fast so, als hätten digitale Tools jeden Bereich unseres Lebens revolutioniert – vom Shopping über das Lesen einer Zeitung bis hin zur Arbeitswelt.
Wo hat die Digitalisierung bereits Einzug gehalten?
Es gibt fast keinen Bereich, in dem die Digitalisierung noch nicht angekommen ist. Sie hat unser Privatleben bereits in verschiedenen Bereichen beeinflusst, wie die folgende Aufzählung zeigt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:
- Unterhaltung: Fernsehen, Radio und Musik konsumieren bzw. streamen wir bereits digital. Statt gedruckte Zeitungen oder Zeitschriften zu lesen, greifen wir vermehrt auf Online-Artikel und Social-Media-Inhalte zurück.
- Shopping: Auch das Einkaufen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Viele Kunden kaufen mittlerweile online ein: Lebensmittel, Möbel oder Handy-Abos. Dank der digitalisierten Logistik ist es möglich, innerhalb weniger Tage (oder sogar Stunden) die bestellte Ware nach Hause geliefert zu bekommen.
- Kommunikation: Dank Messenger Apps wie WhatsApp oder Facebook Messenger ist es heutzutage kein Problem mehr, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben.
- Arbeitswelt: Wir arbeiten heute standortunabhängig: im Büro, von zu Hause aus oder unterwegs im Zug. Mittels VoIP-Telefonie bleiben wir überall erreichbar und telefonieren ausserdem günstig.
- Aus- und Weiterbildung: Seit Corona hat eine überwältigende Mehrheit von Schulen, Weiterbildungszentren und Universitäten auf Online-Unterricht umgestellt und diesen auch beibehalten: Zoom, Google Meets, Teams oder Skype machen es möglich.
- Künstliche Intelligenz (KI): ChatGPT, Neuroflash oder Jasper sind drei KI-Tools, mit denen sich bereits gute Texte erstellen lassen. Auch ist das Erzeugen von Bildern über KI-Tools wie DALL-E 2, Midjourney oder Craiyon möglich. Die Text- und Bildqualität gilt es, nach wie vor zu überprüfen: Die KI-Tools können falsche Text-Informationen (noch) nicht herausfiltern oder einwandfreie Bilddarstellungen kreieren, ohne dass eine Fachperson dies beurteilt und ergänzt.
Die Digitalisierung im Privatleben hat auch Nachteile
Eines der am stärksten digitalisierten Gebiete in unserem Alltag ist die Kommunikation: Wir nutzen Social-Media-Plattformen, schreiben E-Mails oder verwenden Werkzeuge zur Zusammenarbeit wie MS Teams, Slack oder Google Workspace. Und das zu jeder Tageszeit und von überall aus.
Die Kommunikationsmöglichkeiten haben allerdings auch ihre Schattenseiten: So können Unbefugte und Kriminelle unter anderem vertrauliche Informationen und Dokumente leichter abfangen und weiterleiten. Hackerangriffe, Datendiebstahl, Phishing-Kriminalität sind erhebliche Nachteile der Digitalisierung. Ausserdem vergisst das Internet nie: Ihre Daten, Dokumente, Bilder und Videos, die Sie öffentlich teilen, bleiben im Internet präsent.
Vorsicht vor Manipulation und Polarisation
Auch grosse Datenkonzerne und Unternehmen aller Art sammeln permanent persönliche Daten, um das eigene Werbeangebot individueller zu gestalten. Wir werden als Konsumenten immer gläserner und landen verstärkt in einer eigenen Filterblase: Die Algorithmen zeigen uns nur noch Inhalte an, die wir aufgrund der Datenanalyse bevorzugen.
Im politischen Diskurs ist dies gefährlich, da so Manipulationen und Polarisationen möglich sind. Bleiben Sie bei Online-Inhalten also stets kritisch und hinterfragen Sie diese auch, indem Sie die Informationen bei verschiedenen, vor allem mehrfach verifizierten Quellen prüfen.
Achten Sie auf Ihre psychische Gesundheit
Ein weiterer Nachteil der Digitalisierung betrifft die Work-Life-Balance: Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, sodass eine klare Abgrenzung seltener geschieht. Die Folge ist: Verantwortungsbewusste Mitarbeiter arbeiten über ihr Soll hinaus und schlittern so leichter in eine chronische Ermüdung hinein.
Unterdessen ist auch bekannt, dass die Digitalisierung einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat:
- Internetabhängigkeit
- Soziale Abkapslung
- Mobbing und Hassrede
- Zunahme psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen, Nervosität oder Schlafstörungen
Diesen Entwicklungen gilt’s trotz aller Vorteile der Digitalisierung entgegenzuwirken – sowohl im Privatleben als auch im Beruf.
Fazit: Der richtige Umgang mit Digitalisierung will gelernt sein
Wie jede technologische Revolution hat auch die Digitalisierung im privaten Bereich zwei Seiten einer Medaille: eine gute und eine weniger gute. Dies hängt unter anderem auch damit zusammen, für welche Zwecke Menschen eine neue Technologie nutzen und für die Digitalisierung des Privatlebens anwenden.
Damit wir möglichst von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren können, müssen wir auch lernen, wie wir mit all diesen neuen Möglichkeiten umgehen.
Dazu ein paar Tipps im Umgang mit der Digitalisierung bzw. mit der digitalen Transformation:
- Seien Sie offen für neue Technologien und bleiben Sie gleichzeitig skeptisch. Was etwas widersprüchlich klingt, dient jedoch Ihrem Schutz. Neue Technologien können einem den Alltag stark erleichtern. Die Frage ist immer, zu welchem Preis: Was müssen Sie dafür preisgeben (Stichwort Datenschutz), um eine Technologie zu nutzen? Wie können Sie zugleich Ihr Privatleben, Ihre sensiblen Informationen oder Dokumente gut schützen?
- Setzen Sie die neuen Technologien bewusst ein. Die Digitalisierung eröffnet viele neue Möglichkeiten, aber Sie müssen sie bewusst einsetzen, um von den Vorteilen zu profitieren: Wie kann ich durch die Nutzung digitaler Technologien Zeit sparen? Und bei welchen Anwendungen verliere ich Zeit, indem ich etwa durch Social-Media-Inhalte stundenlang scrolle oder Videos auf YouTube und TikTok in Endlosschlaufe schaue?
- Gehen Sie öfter offline. Unser Gehirn ist für so viele Reize, die wir jeden Tag erleben, nicht gemacht. Es braucht auch reizarme Zeiten ohne das Internet. Wir müssen uns zwischendurch auch langweilen können, sodass sich unser Gehirn erholen kann. Wenn Sie demnächst mal an einer Bushaltestelle warten, kramen Sie nicht Ihr Smartphone hervor, sondern beobachten Sie mal die Umgebung und die Menschen. Dann merken Sie auch, wie viele Ihrer Mitmenschen am Smartphone hängen. Spoiler-Alarm: Es ist die Mehrheit.
Sie interessieren sich für weitere digitale Themen?
Dann lesen Sie dazu auch unseren Artikel zu «Chancen und Risiken der Digitalisierung der Arbeitswelt».